Wein lagern? Wir zeigen, wie es richtig geht!
Weinwissen
Leben im HIER und JETZT. Kaum einen anderen Spruch haben wir so oft vor Augen und nicht nur auf der Geburtstagskarte bestimmen diese fünf Wörter, neben unserer Lebenseinstellung, auch unsere Trinkkultur. Man könnte auch sagen, dass wir keine Zeit haben. Aber genau DIE ZEIT brauchen große, lagerfähige Weine, um sich zu entwickeln und die optimale Trinkreife zu erreichen. Schade ist es vor allem für uns Weingenießer, die auf der Weinkarte im Restaurant oder in der Vinothek kaum noch einen gereiften Wein finden. Die lagerfähigen Weine werden leider zu oft viel zu früh verkauft und getrunken. Das hängt mit unserem Lebensstil und von mehreren wirtschaftlichen Faktoren ab.
1. Wodurch zeichnen sich lagerfähige Weine aus?
Die Bestimmung für die Reifefähigkeit des Weins beginnt schon bei der Weinlese. Weintrauben, die man solange wie möglich am Stock hängen lässt, sind sehr reif, gesund und einwandfrei. Die Säure, der Zucker und das Extrakt haben sich konzentriert. Bei Weißwein kommt es unter anderem auf das Gleichgewicht von Säure und Süße an, bei Rotwein auf die Reife der Tannine oder Gerbstoffe, die mit der Säure harmonieren müssen. Die Zeit, die der Winzer dem Wein bei seiner Entstehung gibt - während der möglichst langsamen Vergärung und Reife im Edelstahltank, Holzfass, Barrique und anschließend in der Flasche - macht letztlich seinen Charakter, seine Qualität und die Lagerfähigkeit aus. Das erkennen wir an der Qualität, denn das europäische Weingesetz ist streng und vor allem im Großen und Ganzen einheitlich, also können wir uns darauf verlassen.
2. Welche Weine sind lagerfähig?
In Deutschland sind es die Prädikatsweine, die über hohe Qualitäten verfügen, süße Auslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine sind maßgeblich fast unsterblich, sie sind über mehrere Jahrzehnte lagerfähig. Die trockenen weißen und roten große Gewächse bilden die Spitze der Qualität in Deutschland. Sie sind meistens erst nach fünf bis acht Jahren so richtig bereit für den Genuss und für sie ist die Zeit zur Reife in der Flasche besonders wichtig, um ihr großes Lagerpotenzial von bis zu 20 Jahren zu erlangen. Rotweine sind in diesem Fall lagerfähiger als Weißweine. Im französischen Burgund heißen sie Grand Crus, hier sind die weißen Chardonnay´s genauso lange lagerfähig wie die Rotweine, nämlich mehrere Jahrzehnte. Im Bordeaux sind es die roten Premier Crus, in Italien die roten Barolos aus dem Piemont, in Spanien die roten Reservas und Grand Reservas, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Eins haben sie alle gemeinsam, nämlich die Zeit, die man ihnen zum Reifen gegeben hat. Die herausragende Qualität hat selbstverständlich ihren Preis.
3. Lagerfähige Weine sind mit einem Naturkorken verschlossen!
Lagerfähige Weine sind alle mit einem Naturkorken verschlossen. Auch das ist ein Preisfaktor, denn das Naturprodukt Kork ist knapp und teuer. Dieser traditionelle Verschluss ermöglicht die weitere Reifung in der Flasche, denn durch die Poren des Korks kann der Wein weiter atmen, die minimale Sauerstoff Zufuhr lässt die Tannine immer weicher und geschmeidiger werden, die Säure baut langsam ab, wird rund und cremig, es harmonisieren sich alle Aromastoffe, alles wird in sich stimmiger und es entsteht eine gewisse Tiefe, die man riechen und schmecken kann. Die Fruchtaromen, die im jungen Wein nach frisch gepflücktem Obst riechen, reifen ebenfalls mit, es duftet eher nach getrockneten, kandierten oder eingekochten Früchten. Diese Weine sollten liegend gelagert werden. Sehr wichtig für die richtige Lagerung ist ein geruchsneutraler, dunkler Ort und konstante Temperaturen, um die 10 bis 15 Grad Celsius.
Unser Fazit
Junge Weine, Qualitäts- oder Prädikatsweine, die nicht zur langen Lagerung vorbestimmt sind, verfügen sicherlich über eine hohe Qualität, haben aber ihre optimale Trinkreife eben schon früh erreicht. Die Weine werden mit Schraubverschluss oder mit Glasverschluss verschlossen. Diese Verschlüsse sind dicht, es findet keine Mikrooxidation wie beim Korkverschluss statt, die Weine sind bereits trinkfertig. Sie können aber durchaus zwei bis vier Jahre stehend gelagert werden. Auch hier ist ein dunkler Ort mit konstanter Temperatur wichtig. Wenn sie sich einen großen Wein mit Lagerpotenzial kaufen wollen, empfehlen wir immer eine persönliche Beratung, denn das ist bei diesem Kauf enorm wichtig. Die Weine mit den Jahrgängen der Hochzeit, Geburtsjahren der Kinder, oder einem anderen für Sie wichtigen Anlass können dann mit großer Freude in 18 oder 20 Jahren genossen werden. Wenn Sie bereits gereifte Weine im Keller haben und sich nicht ganz sicher sind, würden wir Ihnen ebenfalls zur persönlichen Beratung raten, um sich darüber zu informieren. Es wäre sehr schade, wenn Sie versehentlich eine wertvolle Flasche entsorgen. Es ist fast eine Zeremonie, einen richtig alten Wein zu öffnen und zu genießen.
Unser Tipp zum Öffnen gelagerter Weine:
Geben Sie ihm Zeit, nehmen Sie ihn vorsichtig aus seiner liegenden Position und stellen ihn langsam auf. Nach abschneiden der Kapsel können Sie bei Bedarf den Flaschenhals mit einem feuchten Tuch von möglichem Schimmel befreien. Öffnen Sie langsam die Flasche, es darf nicht gerüttelt und geschüttelt werden. Der Kork kann durchaus nass oder porös sein, deshalb sehr langsam herausziehen, damit er nicht bricht. Wenn er ansprechend riecht, probieren Sie den Schatz und schenken langsam nach einer Weile ins Glas ein. Sowohl bei Weißwein als auch bei Rotwein würden wir das Dekantieren empfehlen. Aber auch hier, spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Alles muss langsam und behutsam geschehen. Dann steht Ihrem Hochgenuss nichts mehr im Wege. Genießen Sie die Zeit!