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Aus dem Weinberg: Biegen, Austrieb & Pheromone


Im Anschluss an den Rebschnitt folgt im Frühjahr, ca. März bis April, das Biegen oder Anbinden der Rebtriebe. Durch den Klimawandel habe ich in den letzten Jahren schon beobachten können, dass auch der Zeitpunkt des Austriebs immer schneller kommt, als ich das gewohnt war. Ein zu langes Warten zum Anbinden ist also nicht mehr empfehlenswert.

Den Zeitpunkt erkennt man am sogenannten „Bluten“ des Rebstocks. Das bedeutet, dass das Holz Flüssigkeit nach außen abgibt, so dass am Stock Tropfen hängen.

Das Biegen erfordert besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Beschädige ich den Trieb beim Biegen hat dies erheblichen Einfluss auf den Ertrag. Zum Biegen verwende ich eine Bindezange; das macht aber auch, wie so vieles, jede:r Winzer:in anders.

Ich nehme also einen der beiden Fruchtruten, die ich beim Rebschnitt nicht ausgewählt habe, und lege ihn ganz vorsichtig an den nahestehenden zweituntersten Draht. Dann verwende ich die Bindezange, um den Trieb, je nach Länge, zwei Mal am Draht zu befestigen: Einmal am Biegepunkt und noch einmal am Ende des Triebs. Der Trieb sollte dann fest genug, aber auch nicht zu fest am Draht angebracht sein, damit er sich nicht lösen kann, aber gleichzeitig auch den Saftfluss in der Wachstumsphase nicht beeinträchtigt.

Das Binden von Reben dient mehreren Zwecken. Zunächst einmal trägt es dazu bei, den Reben eine unterstützende Struktur  zu geben, an der sie wachsen können. Dies hilft, die Pflanzen vor Wind- und Sturmschäden zu schützen und erleichtert den Zugang für Pflegemaßnahmen wie das Beschneiden und das Ernten der Trauben. Ein weiterer wichtiger Grund für das Binden von Reben ist die Förderung einer gleichmäßigen Belichtung der Blätter und Trauben. Durch eine saubere Anordnung der Reben kann das Sonnenlicht besser wirken und die gesamte Pflanze erreichen. Dies ist entscheidend für die Photosynthese, die Reifung der Trauben und die Entwicklung der Aromen. 

Sie haben bestimmt schon einmal gesehen, dass es in diesem Bereich ganz unterschiedliche Techniken gibt, die sich an die spezifischen Bedürfnissen der Rebsorte, des Klimas und der Anbaupraktiken anpassen. Durch die richtige Anwendung dieser Technik kann die Gesundheit ihrer Reben verbessert, die Qualität der Trauben gesteigert und letztendlich qualitativ hochwertigere Weine erzeugt werden.

Austrieb - hey Buddy!

Der Austrieb (engl. Budbreak) ist ein entscheidender Moment im Jahreszyklus, denn es markiert den Beginn des neuen Vegetationszyklus der Reben nach der Ruheperiode im Winter.

Der Austrieb tritt ein, wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden. Die Knospen an den Reben beginnen zu wachsen und brechen schließlich auf, um die ersten zarten Blätter und Triebe hervorzubringen. Dieses Ereignis ist äußerst wichtig, da es den Startschuss für das Wachstum der Reben und die Bildung neuer Fruchtstände setzt. Die Zeit des Austriebs variiert je nach Rebsorte, Klima und geografischer Lage des Weinbergs.

Ich bin jedes Jahr wieder überrascht, wie schnell es geht - denn es wird immer früher: Wegen der immer wärmeren Frühjahre und der punktuell noch wärmeren Tage, stellen sich die Reben viel früher auf das Wachstum ein. Allerdings birgt der frühe Austrieb Risiken, insbesondere die Gefahr von Spätfröste, wie die Eisheiligen im Mai. Diese können die empfindlichen Knospen und jungen Triebe schädigen, was zu erheblichen Ernteverlusten führen kann.

Pheromone - natürliche Schädlingsbekämpfung

  • Traubenwickler sind Schädlinge, die sich von den Trauben ernähren und erheblichen Schaden anrichten können.
  • Pheromone sind chemische Substanzen, die von Organismen abgesondert werden, um Artgenossen anzulocken oder abzuschrecken.

Die Winzer im Ahrtal haben sich vor Jahren geschlossen dafür entschieden, mit Pheromonen gegen den Taubenwickler anzugehen. Dazu werden in den Weinbergen im ganzen Ahrtal Pheromon-Ampullen ausgehängt (im Foto zu sehen als der braune Anhänger), die die Lockstoffe der weiblichen Traubenwickler enthalten. Diese Lockstoffe verwirren die männlichen Traubenwickler, indem sie sie von der Suche nach einem Partner ablenken. Dadurch wird die Fortpflanzung der Schädlinge unterbrochen und die Population kontrolliert, was zu einer Reduzierung des Schädlingsbefalls und letztendlich zu einer verbesserten Traubenqualität führt. 

Die Ampullen werden jedes Jahr zu Anfang bzw. Mitte April von der Gemeinschaft der Winzer:innen ausgehangen - ich bin natürlich auch wieder dabei gewesen!

Wie geht es weiter?

Im Anschluss folgt im Frühsommer, ca. April bis Juni, das Ausbrechen & Laubmanagement. Bleiben Sie gespannt - ich nehme Sie dann gerne wieder mit!


Autor/-in Theresa Steffes - B.Sc. Internationale Weinwirtschaft & ehem. Burgunderflüsterin

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