Auf einen Wein mit ... Theresa Breuer
Das Weingut der Familie Breuer gehört seit vielen Jahren zu den besten Betrieben des Rheingaus. Bereits 1880 in Rüdesheim gegründet, wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts von der Familie Breuer übernommen und wird seit 2004, nach dem viel zu frühen Tod ihres Vaters Bernhard, von der jungen Theresa Breuer geleitet. Die Weinberge des Weingutes Breuer umfassen 34 ha in besten Rüdesheimer und Rauenthaler Lagen (der Nonnenberg in Rauenthal ist im Alleinbesitz, weitere Lagen sind Berg Roseneck, Berg Rottland und Berg Schlossberg), und besteht zu 62% aus Steillagen. Die Hauptrebsorte mit 80% ist der Riesling, dazu kommen 10% Spätburgunder und je 5% Grau- und Weißburgunder. Das Weingut Breuer nimmt zweifelsohne eine internationale Spitzenstellung ein, wenn es um große trockene Rieslinge aus Deutschland geht und nie waren die Breuer Rieslinge so begehrt wie heute.
Theresa, war Dir schon als Kind klar, dass Du Winzerin werden willst und das Weingut übernehmen wirst?
Unausgesprochen… ja! Aber tatsächlich „nur“ als Gefühl und nicht als fixen Plan! Meine Eltern haben beide jeweils mit ihrem Bruder gemeinsam die Familienbetriebe ihrer Eltern weitergeführt – da es somit zwei Betriebe gab, haben sich meine Eltern ganz früh darauf verständigt, dass wir Kinder (meine Schwester und ich) nie das Gefühl entwickeln sollen, dass wir einen der Betriebe weiter machen müssen. Obwohl ich in meiner Kindheit mehr Zeit mit meiner Mutter in ihrem Hotel und Restaurant verbracht habe, hat mich die Neugierde und Leidenschaft immer lieber im Weingut sein lassen.
Wie würdest Du die Philosophie vom Weingut Georg Breuer beschreiben?
Ich bin wahnsinnig dankbar für die großartigen Weinbergslagen, in denen wir arbeiten dürfen. Diese sind das Fundament unserer Philosophie und Identität. Mit Riesling- und Spätburgunderreben, gepflanzt auf den Schiefer und Quarzit dominierten Böden, machen wir es uns Jahr für Jahr zur Aufgabe, die Seele der Weinberge in die Flasche zu zaubern… ungeschminkt, aufs das Essentielle reduziert und ehrlich. Wir arbeiten nach den ökologischen Wirtschaftsweisen, sind nachhaltigkeitszertifiziert und lieben unsere Weinberge und die Tradition in der Vinifikation.
Was macht Deine Weine aus?
Wenn es unsere Weine schaffen, in einer Ruhe und Unaufgeregtheit zu strahlen und zu fesseln, bin ich sehr glücklich. Die jugendliche Zurückhaltung unserer Weine weist meist auf ein extrem starkes Reifepotential hin und besonders die Lagenweine strahlen durch eine unheimliche Frische und Balance über viel Jahre, gar Jahrzehnte hinweg.
Welcher ist Dein persönlicher Lieblingswein von Breuer und warum?
Zum Glück habe ich nicht „den“ Lieblingswein… sondern lasse mich oft von dem Moment und einem Gefühl treiben! Natürlich tendiere ich dazu, die Weine, in die viel Arbeit und Schweiß geflossen sind, auch geschmacklich zu meinen Lieblingsweinen werden zu lassen, da man ihnen tatsächlich näher ist! Berg Roseneck zum Beispiel ist für mich eine sehr unterschätzte Lage, deren Weine gerade in den letzten 10 Jahren an Potential zugelegt haben! Der Berg Schlossberg ist eine magische Lage… und so sind es auch seine Weine, in die man sich erst über Zeit hineinfinden muss… manchmal ist es aber auch einfach der trockene Gutsriesling, GB Sauvage, der an einem Nachmittag im Sonnenschein herrlich schmeckt und Lust auf mehr macht!
Welche Personen haben Dich in Deinem Leben bisher am meisten beeinflusst?
Natürlich mein Papa… da wir in dieser besonderen Kombination von Erlebtem und Erdachtem miteinander funktionieren. Weit über seinen plötzlichen Tod vor 16 Jahren hinweg begleitet er mich, und gleichzeitig alles, was im Weingut passiert, ohne dass jedes Mal die Frage im Raum steht „was würde er jetzt tun“, sondern ganz einfach als Aura.
Mein ganzes Team um mich herum stärkt und motiviert mich so wahnsinnig, dass ich immer wieder gerne neue Entscheidungen mit ihnen und für uns alle treffe.
Und Annegret Reh-Gartner, die leider auch viel zu früh verstorben ist, aber mir in so vielen parallelen Situationen in unseren Leben unterschwellig ganz viel Mut gegeben hat.
Wie geht Ihr im Weingut mit der aktuellen Situation um? Denkst Du, dass Corona das Weingeschäft / die Art, wo und wie Wein getrunken wird, nachhaltig verändern wird?
Wir verspüren, ganz abgesehen von der ökonomisch sicher schweren Situation, die uns als zweites Glied in der Kette (nach der Gastronomie) auch treffen wird, eine extreme Loyalität und Solidarität! Sommeliers und Weinliebhaber bieten ihre Hilfe an und wollen uns im Weinberg unterstützen, der „Haustrunk“ wird zelebriert und auch die Neugierde wächst. Im Moment trägt uns der positive Spirit, doch wird sich natürlich vieles verändern. Wir sind mit unseren Weinen sehr stark in der Gastronomie vertreten und zudem im Export unterwegs – ich wage mich aber an keine Prognosen, meine hellseherischen Fähigkeiten halten sich in Grenzen?!
Was ist Deine größte Passion neben Wein?
Sport… ober besser die Bewegung in der Natur – dabei den Körper müde und den Geist frei zu machen?! Natürlich liebe ich es auch zu kochen oder herrlich essen zu gehen, aber die Befriedigung, die einem der Körper nach einem Tag Klettern oder einer Jogging-Runde im Weinberg schenkt, ist tatsächlich für mich das größere Glück, so ich mich entscheiden müsste!
Was wäre aus Dir geworden, wenn Du nicht Winzerin geworden wärst?
Hoffentlich auch ein glücklicher Mensch! Tatsächlich glaube ich, dass ich ein recht einfacher Mensch bin, der sich in viele Situationen einfinden kann, so dass ich mir viele andere Dinge für mich vorstellen könnte und gleichzeitig unheimlich dankbar bin, dass ich mir darüber eigentlich keine Gedanken machen muss, da ich zu Hause bin, wo ich bin!
Mit wem würdest Du gerne mal ein Glas Wein trinken und warum?
Das sind ganz viele Menschen…wahnsinnig vielfältig würde es sicher mit Helge Schneider werden. Ich glaube, er hat ganz scharfe Sinne und ich wäre super neugierig, was er in unsere Weine hinein interpretiert, wie er diese beschreiben würde und was sie mit ihm anstellen?!
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Zufriedenheit wahrnehmen… und genießen!