Aus dem Weinberg: Der Rebschnitt
Weinwissen Kollegium-FT, Kollegium
Über das gesamte Jahr sind verschiedene Arbeiten im Weinberg notwendig, damit im Herbst qualitativ hochwertige Trauben gelesen und auch so verarbeitet werden können. Diese Arbeiten sind in verschiedene Phasen eingeteilt, wobei die Zeitpunkte im Jahr mittlerweile aufgrund der Klimaveränderungen variieren: Im Dezember, Januar und Februar beginnt der Rebschnitt und die Reberziehung; im Frühjahr von März bis April werden die Rebstöcke gebogen und Bodenpflege betrieben (Bodenlockerung, Begrünung, Nährstoffzufuhr); von Mai bis August werden verschiedene Spritzmittel zum Pflanzenschutz eingesetzt (hierbei gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig); ab Juni startet mit der Blüte der Reben die intensive Arbeitsphase (ausgeizen, ausbrechen, Heften der Rebtriebe, Laubschnitt, ausdünnen), bevor im Herbst die Trauben gelesen werden.
Ich freue mich, dass Sie mich in meinen Weinberg an der Ahr begleiten und erkläre Ihnen in meiner Reihe "Aus dem Weinberg", die verschiedenen Schritte der Weinbergsarbeit!
Der Rebschnitt
Nach der Lese ist vor dem neuen Jahrgang! Deswegen beginne ich schon im Dezember die Reben für den neuen Jahrgang zurück zu schneiden. Der Rebschnitt ist die erste bedeutende Maßnahme, um im folgenden Herbst qualitativ hochwertige Trauben lesen zu können. Aber warum ist das so?
Die Rebe hat, von Natur aus, die Eigenschaft viel und in die Höhe zu wachsen. Würde ich die Rebe im Winter nicht zurückschneiden, bestünde die Gefahr, dass sie einfach weiterwächst und verwildern würde. In der Regel werden die Reben im so genannten Spaliersystem erzogen - das mache auch ich so. Das bedeutet, dass die Reben über die Drähte sozusagen verbunden sind. Gefestigt werden die langen Drähte, die teilweise über viele Meter gehen, an Anfang und Ende mit Holz- oder Stahlpfosten, die tief in die Erde gestemmt wurden. Diese Holzpfähle sind aber auch alle vier bis fünf Meter in der Reihe zu finden, um den Drahtrahmen und auch die Reben beim Wachsen zu unterstützen. Diese Form der Reberziehung ist typisch bei uns an der Ahr, wobei an einigen Stellen auch noch Einzelpfahlanlagen zu finden sind.
Die Rebpflanze selbst besteht zu diesem Zeitpunkt nur noch aus dem Holz des vergangenen Jahrgangs. Es gilt nun, die Rebe richtig zu beschneiden, um den Ertrag der nächsten Lese zu sichern. Handarbeit wird, nicht nur aufgrund der Steillagen, großgeschrieben. Das heißt für mich, dass ich auch den Rebschnitt per Hand ausführe. Oft werden dafür elektronische Scheren verwendet. Ich arbeite mit einer normalen Rebschere, was die Beschneidung der Rebe zu einer körperlichen Anstrengung macht.
Zuerst ist es wichtig, die Rebe von außen zu begutachten, um bspw. festzustellen, ob am Stock Krankheiten oder besondere Auffälligkeiten zu sehen sind. Dann gilt es auszuwählen, welche zwei Triebe für die neue Blüte stehen bleiben sollen, um die höchste Fruchtbarkeit zu erreichen. Folgende Kriterien sollten diese erfüllen:
- so nah wie möglich am Rebkopf
- Durchmesser eines Bleistiftes
- im besten Fall aus einjährigem Holz
- frei von Erkrankungen und Beschädigungen
- gute Position für das spätere Biegen
Habe ich diese ausgewählt, kann ich das alte Holz wegschneiden, denn das benötigt die Rebe nicht mehr. Ich schneide es mit der Handschere in ca. 20 cm kleine Abschnitte, um es dann als Nährstofflieferant auf den Boden fallen zu lassen.
Schließlich stehe ich vor zwei Trieben, die ich noch ein wenig kürze (hierbei kommt es auf die Augenzahl pro Quadratmeter an) und säubere. In Ahrweiler Platt wird dies auch als „Krämpp fäje“ (Krempe fegen) bezeichnet. Das heißt, dass ich die zwei Triebe von kleinen Ranken und Unreinheiten befreie.
Das sind die Arbeitsschritte des Rebschnitts. Da dies einige Zeit, aber auch Sorgfalt und persönlichen Ehrgeiz erfordert, dauert es seine Zeit alle Weinberge zu bearbeiten. Dieser erste Schritt ist ein besonderer und fasziniert mich jedes Jahr auf Neue!
Wie geht es weiter?
Im Anschluss an den Rebschnitt folgt im Frühjahr, ca. März bis April, das Biegen der Rebtriebe. Den Zeitpunkt erkennt man am sogenannten „Bluten“ des Rebstocks. Das bedeutet, dass das Holz Flüssigkeit nach außen abgibt, so dass am Stock Tropfen hängen.
Bleiben Sie gespannt - ich nehme Sie dann gerne wieder mit!